Zu den typischen Altersgruppen, die an Neurodermitis erkranken, gehören vor allem Kinder und Säuglinge aber auch Erwachsene. In Deutschland leiden rund 2 Millionen Kinder und 2,5 Millionen der Erwachsenen an Neurodermitis.
Häufig tritt Neurodermitis erstmals im Kindes- und Säuglingsalter auf und kommt typischerweise in Schüben immer wieder zum Vorschein. Es ist möglich, dass sich die verschiedenen Symptome mit fortschreitendem Alter mildern oder gar verschwinden.
Neurodermitiker haben vor allem mit den Symptomen einer trockenen und schuppigen Haut, die mit Ekzemen (Hautausschlägen) versehen ist, zu kämpfen. Die betroffenen Stellen sind stark gerötet, entzündet und bei langem Fortbestehen auch faltig. Daneben können auch Pusteln, Krusten und Bläschen entstehen, die häufig nässen. Dies geht meist mit einem starken Juckreiz einher, welcher auch nachts besonders ausgeprägt ist und durch Schlafstörung zu Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten bei den Betroffenen führen kann. Der Kreislauf wird jedoch durch das Kratzen befeuert und die Symptome dadurch verstärkt. Die wiederkehrenden Entzündungen können längerfristig zu einer Verdickung der jeweilig betroffenen Hautpartie (Fachsprache: Lichenifikation) führen und kommen meist an den Handgelenken sowie den Armbeugen und Kniekehlen vor.
Im Folgenden finden Sie häufige Körperstellen, an denen Symptome in den verschiedenen Altersgruppen auftreten.
Gesicht, vor allem Wangen und Kopf
Arme und Beine
Beugen
Exkurs: Bei einem Milchschorf handelt es sich um einen entzündlichen Ausschlag an der Kopfhaut und dem Gesicht von Säuglingen. Häufig tritt er erst nach dem dritten Lebensmonat auf und heilt nach einiger Zeit wieder ab. Dieser kann in Verbindung mit einer beginnenden Neurodermitis stehen.
Wichtig: Alleiniger Milchschorf ist jedoch nicht direkt ein Anzeichen für Neurodermitis.
Gesicht, vor allem Stirn, Augen und Mund
Hals und Nacken
Handgelenke
Hände
Beugefalten
Kopfhaut
Augenlider
Ohrläppchen und Lippenbereich
Nacken und Gesicht
Hände und Füße
Genitalbereich
Die Körperpartien lassen sich natürlich nicht pauschalisieren und sind von Person zu Person individuell. Bei Kindern und Jugendlichen ist es öfter der Fall, dass sich Neurodermitis mit der Zeit „verwächst“, bei Erwachsenen wiederum bleibt sie häufig bestehen und zeigt sich immer wieder in einer bestimmten Körperregionen, z.B. durch Lidekzem, Kopfekzem, Hand-/Fußekzem oder Genitalekzem.
Da die selbstständige Abgrenzung zu trockener Haut sowie zu anderen Hauterkrankungen schwierig ist, kann schlussendlich nur ein Arzt eine gezielte Aussage darüber treffen, ob es sich bei Hautveränderungen um Neurodermitis handelt.
Dennoch gibt es Anzeichen, die für eine Neurodermitis sprechen:
andere atopische Erkrankungen (Asthma, Heuschnupfen, Allergien) bei einem selbst oder innerhalb der Familie
Verwandte mit Neurodermitis
Wiederkehrende Ekzeme, vor allem schubweise
Neurodermitis-Erscheinungen im frühen Lebensalter
für das Alter charakteristische Ausprägung und Verteilung der Ekzeme
Juckreiz
Die Haut wird nach dem Kratzen weiß (normalerweise wird sie rötlich, sobald man kratzt) – das ist der sogenannte weiße Dermographismus.
Da eine komplette Heilung von Neurodermitis im engeren Sinne bisher nicht gegeben ist, ist das Ziel der Behandlung bzw. einer Therapie, die jeweiligen Symptome der Betroffenen weitestgehend zu lindern und die symptomfreien Phase so gut es geht zu stabilisieren/ auszuweiten. Die Therapie besteht zum einen aus der Basispflege, die am besten jeden Tag und auch immer direkt nach dem Duschen/Baden durchgeführt werden sollte. Dabei spielen Urea- und Glycerinhaltige Cremes und Lotions die Hauptrolle. Neben der täglichen Anwendung ist auch auf eine ausreichende Menge zu achten!
Neben der Basispflege sind zum einen die Therapie entzündlicher Schübe und auch die Erhaltungstherapien zur Schubprophylaxe notwendig.
Innerhalb der schulmedizinischen Herangehensweise finden folgende Therapien Anwendung:
Basispflege (Cremes/Salben mit Feuchthaltefaktoren wie Glycerin und/oder Urea)
Vermeidung von Triggern/ Auslösern
Vorbeugung und Behandlung von Infektionen
Antientzündliche äußerliche Therapien (z.B. Calcineurininhibitoren, moderne Cortisoncremes/salben mit hohem therapeutischen Index, also wenig Nebenwirkung bei sehr guter Wirkung)
Lichttherapien (Bade-PUVA für Hände/Füße bei Hand-Fußekzem, Sole-UVB Ganzkörper Lichttherapie)
Innerliche Therapie mit Immunsuppressiva (Ciclosporin A) – wird aufgrund der Nebenwirkungen nur noch sehr selten eingesetzt
Moderne Immunmoduierende Therapien in Form von subkutanen Spritzen/Pens (Dupilumab, Tralokinumab)
Moderne orale Therapien in Tablettenform (JAK-Inhibitoren)
Im Falle von Allergien: Allergenvermeidung und falls dies nicht ausreicht: Hyposensibilisierung
Als Alternative oder auch Ergänzung zur Schulmedizin, machen sich viele Betroffene mit der Komplementärmedizin vertraut. Hierzu zählen beispielsweise die Homöopathie oder auch die Akupunktur. Diese Ansätze sind zwar bisher wissenschaftlich nicht fundiert, können aber individuell auch positive Auswirkungen haben.
Grundsätzlich ist es für Betroffene vor allem wichtig, sich selbst gut kennenzulernen bzw. sich selbst gut zu managen. Es gibt die Möglichkeit zur Teilnahme an sogenannten Neurodermitis-Schulungen, in denen man einen optimalen Umgang mit der Krankheit erlernen kann. Außerdem ist es sinnvoll sich nicht nur um die körperlichen Belange sondern auch um die psychischen Faktoren zu kümmern und hierbei einen individuellen Weg zu finden, auch in schwierigeren Phasen, gezielt damit umzugehen.